Wer war Gottfried Linke?
„Gottfried….wer?“ hört man fast immer, wenn man an den Namensgeber unserer Schule denkt und muss dabei feststellen, dass seine Leben und sein Werk für die Entwicklung der Eisenbahn völlig in Vergessenheit geraten ist. Daher soll an dieser Stelle kurz sein Leben vorgestellt werden.
Gottfried Linke wurde am 18. Dezember 1792 in Baudis (Kreis Neumarkt) in Schlesien geboren. Schlesien gehörte früher zu Deutschland und heute zu Polen. Er wurde in eine Zeit des Wandels hineingeboren, in die Zeit der Industrialisierung. In dieser Epoche wurde Handarbeit langsam durch Maschinenarbeit ersetzt und im Verkehr begann die Eisenbahn den Transport zu Fuß oder per Pferdekutsche zu verdrängen.
Der junge Gottfried Linke erlernte nach Abschluss der Schule den Beruf des Stellmachers. Ein Stellmacher ist ein Handwerker, der Räder, Wagen und andere Geräte für die Landwirtschaft aus Holz herstellt. Dieser Beruf verlor im Zuge der Industrialisierung seine Bedeutung und ist heute fast komplett aus der Berufswelt verschwunden.
Im Jahr 1834 übernahm er die Stellmacherei seines Vaters, die auch Kutschen herstellte.
1839 übernahm Linkes Firma den über einige Hundert Radwern (Schubkarren) für den Bau der oberschlesischen Eisenbahnlinie von Breslau über Oppeln nach Neuberun. Die Chance für diesen Großauftrag verdankte Gottfried Linkeeinem Zufall, denn er soll diesen Auftrag nur deshalb erhalten haben, weil es andere und größere Firmen für unter ihrer Würde hielten, Schubkarren zu bauen. Um den Auftrag rechtzeitig fertigstellen zu können, kaufte Linke den gesamten Vorrat an Brettern bei den Breslauer Holzhändlern.
Gottfried Linkes Arbeitsweise und Mut beeindruckten den Direktor der oberschlesischen Eisenbahn so sehr, dass er ihm einen Folgeauftrag über 100 offene Güterwagen für die Eisenbahn erteilte. Diese stelle Linkes Firma in den folgenden zwei Jahren fertig und erbrachte damit eine für die damalige Zeit ungewöhnliche technische Leistung. Diese 100 Eisenbahnwagen waren die ersten in Deutschland gefertigten Waggons. Vorher mussten diese aus England bestellt werden. Mit der Qualität seiner Waggons und der Leistungsfähigkeit seiner Firma gewann Linke das Vertrauen der Eisenbahngesellschaft, die ihm in der Folge Daueraufträge für Waggons und später Lokomotiven übertrug.
Als Gottfried Linke am 28. Februar 1867 starb, hatte sich seine kleine Stellmacherei zu einem Großbetrieb mit über 400 Mitarbeitern entwickelt. In den nächsten Jahrzehnten entwickelte sich Firma unter dem Namen „Linke-Hofmann Busch“ zu einem Unternehmen mit 12000 Mitarbeitern und dem größten Unternehmen im Waggonbau in Europa.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Linke-Hofmann-Busch-Gruppe 1945 im Salzgitter-Zonenrandgebiet eine neue Heimat. Im Jahr 1958 wurde die Linke-Hofmann-Busch GmbH (LHB) als Teil der Salzgitter-Gruppe gegründet. Im Jahr 1994 wurden 51% der Anteile der LHB an GEC-Alsthom verkauft, ab 1998 wurde die Firma in Alstom LHB umbenannt. Seit 2009 firmiert das Unternehmen als Alstom Transport Deutschland GmbH. Alstom ist heute einer der größten Arbeitgeber in Salzgitter.